Freitag, 27. April 2012

Gar nicht so fremd? Eremitin kennt Mammuthanulls schon ein Leben lang

Nicht unweit der Stelle, an der sich eine ganze Mammuthanull-Herde getummelt hatte, befindet sich eine kleine Waldhütte, in der die 73jährige Lena O. seit dem Tod ihres Mannes vor 27 Jahren ein Einsiedlerleben führt. Der einzige Sohn des Paares musste aufgrund der einsamen Lage seines Elternhauses, die Schulzeit in einem Internat verbringen; nachdem er später auch sein Medizinstudium erfolgreich abgeschlossen hatte, nahm er eine Stelle im Spital von Mrschtkrew an: ihn zog nichts zurück in die Wildnis, die seine Eltern aber nie hatten verlassen wollen. Nach dem Tod des Vaters versuchte seine Mutter zu überreden, zu ihm in die Stadt zu ziehen, aber Lena O. verweigerte dies, da man einen alten Baum nicht verpflanze und ihr das Stadtleben ohnehin ein Gräuel sei. Gegenüber einigen Teilnehmern der Mammuthanull-Expedition bekundete sie, dass sie im Wald geboren sei, dort ihr Leben lang gelebt hätte und auch dort sterben wolle.

Als die Wissenschaftler ihr berichteten, sie hätten unweit ihres Heimes eine bislang unbekannte Tierart entdeckt, reagierte Lena O. verwundert. Als man ihr mitteilte, dass es sich dabei um die (von ihnen so benannten) Mammuthanulls handeln würde, brach Lena O. in Gelächter aus: nein, die Mammuthanulls seien ihr absolut nicht fremd.

So sind die Mammuthanulls!


Wie Lena O. zu berichten wusste, gibt es wohl sogar recht viele Mammuthanulls in den Wäldern Sibiriens. Diese würden sich bevorzugt im Waldesinneren bewegen: zuweilen könne man ihnen zwar auch am Waldrand begegnen, aber den Wald würden die Tiere scheinbar nie verlassen, sondern sich stets im Schutze der Bäume aufhalten. Im tiefen Wald würden die Mammuthanulls wertvolle Dienste verrichten: dieses Gebiet ist forstwirtschaftlich unerschlossen, aber kranke und morsche Bäume würden die Mammuthanulls mit Hilfe ihrer kräftigen Rüssel mitsamt der Wurzeln aus dem Boden ziehen. Sollte der Umfang eines Baumes zu mächtig sein, reiben die Mammuthanulls offenbar ihre Stosszähne an den Rinden und schleifen die Bäume so ab, bis die Stämme schmal genug für eine Entfernung sind. Die Wetzspuren zeigen im Wald lebenden Eremiten zudem an, welche Bäume sie ruhigen Gewissens fällen können, um sie zu Feuerholz zu verarbeiten.

Die Hecke mit dem Turbo. Von 0 auf 180 cm in nur 1 Jahr!

Gemäss Lena O. sind Mammuthanulls zum Einen reine Pflanzenfresser und zum Anderen sehr zutrauliche Tiere. Als ihr Mann noch lebte, hatte das Paar neben seinem urigen Waldhäuslein gar einen kleinen Unterstand gebaut, unter dem Mammuthanulls in den eisigen, verschneiten Wintern Zuflucht finden können. Lena O. erzählte, dass bei starkem Schneefall sich dort bis heute noch immer zahlreiche Mammuthanulls aufhalten würden, die offensichtlich eine sehr soziale und familiar Herdenstruktur besitzen: so würden die grösseren Mammuthanulls kleinere Tiere, insbesondere die Babies, prinzipiell nach hinten drängen, so dass die mächtigeren Tiere sie noch mehr vom Unwetter abschirmen könnten.    

Lena O. hat es nie erlebt, dass Mammuthanulls Menschen gegenüber aggressiv geworden seien: „Ich denke, wenn man sie respektiert, wird man auch von ihnen respektiert.“ 


Wie im Streichelzoo


Aufgrund der Aussagen von Frau O. wagten sich einige Mitarbeiter des Expeditionsteams am heutigen Nachmittag auch in die unmittelbare Nähe der Tiere. Wie hernach bekanntgegeben wurde, haben die Mammuthanulls kaum auf die fremden Menschen reagiert, sondern in aller Seelenruhe weitergegrast. Einer der Expeditionsteilnehmer sagte später aus, er habe sich „wie in einem wilden Streichelzoo“ gefühlt.  
Angesichts der vor Allem durch die Gespräche mit Lena O. gewonnen Erkenntnisse scheint es erstaunlich, dass die Mammuthanulls bislang lediglich den Waldbewohnern bekannt sind, während sie trotz ihres angeblich sogar höheren Bestandes weitgehend als „unbekannte Tierart“ gelten. Zu begründen ist dies wohl vor Allem mit dem mangelnden Interesse an der sibirischen Wildnis.


Verhelfen die sibirischen Mammuthanulls auch dem Schweizer Wald zu mehr Aufschwung?


Auch in der westlichen Welt beklagen Umweltschutzorganisationen, dass die lokalen Wälder immer mehr an Bedeutung verlieren: ein Grossteil der 18Jährigen hat noch nie bewusst Zeit im Wald verbracht, obschon einige von ihnen sogar in einer sehr waldigen Gegend leben. Das Jahr 2011 wurde sogar zum „Internationalem Jahr der Wälder“ erklärt, um den Wald wieder mehr in das Bewusstsein der Bevölkerung zu rücken. Nun, wo man in den Tiefen des sibirischen Waldes die Mammuthanulls entdeckt hat, hoffen die grossen Vereine, die sich dem Schutz von Natur und Umwelt verschrieben haben, dass auch die Schweizer Wälder wieder eine grössere Anziehungskraft auf die Bürger ausüben werden, denn auch hier lassen sich zahlreiche Tiere in freier Wildbahn beobachten. Und wer weiss? Vielleicht entdeckt ein Ausflügler auch im heimischen Wald einmal ein solch fremdes Tier wie das Mammuthanull…

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen